Inken Weiand
Simon ist ein Hirtenjunge. Mit seiner Familie zieht er durch die Gegend rund um Bethlehem und hütet die Schafe. Dabei erlebt er immer wieder spannende Dinge, ob nun gerade ein Schaf wegläuft oder ein Sturm tobt.
Zur gleichen Zeit macht sich in Nazareth ein Paar auf den Weg nach Bethlehem. Die Frau ist schwanger. Maria und Josef müssen den weiten Weg auf sich nehmen, weil der römische Kaiser Augustus dies befohlen hat. Die unterschiedlichsten Menschen lernen die beiden unterwegs kennen. Und als sie in Bethlehem sind und gar nicht mehr weiterwissen, treffen sie den kleinen Hirtenjungen Simon …
An diesem Morgen ist Simon etwas müde. Das ist ja eigentlich auch kein Wunder, so lange, wie er gestern wach war.
Aber aufstehen muss er nun einmal. Der Vater ist schon dabei, die Schafe aus dem Pferch zu lassen.
Während Simon frühstückt, sitzt seine Mutter da und flickt den Mantel von Simons Vater. Der ist aus Wolle und damit schön warm. Doch die Dornen, aus denen Vater gestern das Schaf befreit hat, haben ein paar Löcher hineingerissen. Ein neuer Mantel ist teuer, deshalb flickt die Mutter jetzt die Risse.
Mirjam sitzt daneben und spielt, dass sie ebenfalls einen Mantel flickt. Sie hält ihre Puppe auf dem Arm und fährt mit der Hand auf und ab, als ob sie ebenfalls mit Nadel und Faden arbeiten würde. „Du musst auch nicht immer durch die Dornen gehen”, sagt sie tadelnd. „Dann reißt du nämlich deine ganze Kleidung kaputt.”
Sie denkt nach. „Wenn ich groß bin, kann ich auch Mäntel flicken”, verkündet sie schließlich.
„Wenn ich groß bin, werde ich Hirte. Und dann werde ich auch Mäntel zerreißen wie unser Vater”, grinst Simon.
…
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des SCM R.Brockhaus-Verlags