Inken Weiand
Erscheinungstermin Frühjahr 2012.
Schreiblust-Verlag
„Schoten aus’m Pott” – schon der Titel hört sich für den Fremden so undurchschaubar und kratzbürstig an wie der Bewohner des Ruhrgebiets an sich.
Eigen und bodenständig sind die Menschen aus dem Pott, dabei vital und immer für Überraschungen gut. Ob sie nun eine Riesenschlange als Haustier halten, die dann unglücklicherweise auf Wanderschaft geht, ob sie auf Reisen gehen und dann am Baggersee landen, oder ob sie vor der frisch gefundenen Verwandtschaft flüchten – ihre Erlebnisse sind erzählenswert.
Da bekommt der Leser Nachhilfe im Ruhrpottslang, ob nun mit oder ohne afrikanische Anklänge, Bahnanzeigen hören endlich auf zu lügen, ein Hallimasch erzählt aus seinem Leben und Strusewski beendet selbiges und gibt endlich Ruhe.
Ein Lesevergnügen zum Selberlesen und Verschenken, erschienen im Schreiblust-Verlag.
…
Ja, keiner mochte sich überhaupt so recht mit Herrn Krauses seltsamem Haustier beschäftigen.
Bis er an jenem bewussten Tag im Treppenhaus stand, noch im Pyjama, und sich suchend umsah. Eine gewisse Besorgnis lag in seinen Zügen, und das war wohl auch der Grund, aus dem Herr Yilmaz, der sich gerade die Zeitung geholt hatte, ihn ansprach. „Ist irgendetwas?”, fragte er im Vorbeigehen. „Geht es Ihnen gut?”
Natürlich in der irrigen Annahme, der andere werde beruhigend mit dem Kopfe nicken.
Den Gefallen tat Krause ihm aber nun nicht. Stattdessen drehte er unruhig den Kopf in alle Richtungen und murmelte: „Agathe ist weg. Haben Sie sie irgendwo gesehen?”
Herr Yilmaz überlegte. Herr Krause hatte keine Kinder, er musste also seine Freundin meinen. „Nein”, sagte er vorsichtig. „Wann ist sie fortgegangen?”
„Wenn ich das wüsste.” Herr Krause kratzte sich am Kopf. „Vorgestern war sie noch da.”
„Vorgestern?” Herr Yilmaz wunderte sich wieder einmal darüber, wie andere Männer mit ihren Frauen umgingen.
„Ja, da habe ich sie noch gefüttert …”
…
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Schreiblust-Verlages